Krise als Chance – Austausch der Fahrgastbeiräte wird intensiver 2. Online-Konferenz des bundesweiten Netzwerks der Fahrgastbeiräte

Die Pandemie als Chance: Für die bundesweite Vernetzung der Fahrgastbeiräte hat Corona einen weiteren Schub gebracht: Nachdem die Herbsttagung 2020 nicht vor Ort, sondern als Videokonferenz stattfinden musste, hat sich dieses Online-Format für die über ganz Deutschland verteilen ehrenamtlichen Mitglieder der Kunden- und Fahrgastbeiräte im öffentlichen Nahverkehr als gute Möglichkeit herausgestellt, enger in Kontakt zu bleiben. So konnte bereits für den 7. Mai 2021 die 2. Online-Konferenz organisiert werden. Während also vielfach die Arbeit der Kunden- und Fahrgastbeiräte pandemiebedingt eingeschränkt, intensiviert sich der bundesweite Austausch.

Als Gast konnten die mehr als 60 Teilnehmenden Lars Wagner, Leiter Kommunikation und Hauptstadtbüro des Verbandes Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) begrüßen. Wagner stellte die Branchenkampagne #besserweiter vor. Er hob das Angebot der Verkehrsunternehmen hervor, während der Pandemie nahezu 100 Prozent Leistung geboten zu haben, während nur noch etwa 50 Prozent der Fahrgäste zu verzeichnen waren. Entsprechend hoch sind die finanziellen Einbußen. Der VDV wird gezielt darauf hinarbeiten, die Fahrgäste zurückzugewinnen. Hilfreich werden dabei die soeben veröffentlichten Ergebnisse der Charité-Studie sein, die feststellen kann: „Bus und Bahn sind nachweislich sicherer als gedacht“. Wagner berichtet, dass das Risiko der Infektion im öffentlichen Nahverkehr genauso gering ist wie in anderen Verkehrsmitteln. Ohne Frage wird sich der ÖPNV aber auf eine „neue Normalität“ bei Leistungsangebot und Tarif einstellen müssen.

Zuvor hatten Peter Castellanos (Fahrgastbeirat Kreis Bergstraße) und Ingrid Gottstein (Fahrgastbeirat OstalbMobil), in Kurzvorträgen Struktur, Aufgaben und Erfolge ihrer Fahrgastbeiräte vorgestellt. Castellanos zog, trotz teilweise negativer Erfahrungen, eine positive Bilanz der Arbeit. Insbesondere bei der Arbeit am Nahverkehrsplan wurden viele Anregungen des Beirats berücksichtigt. Er empfiehlt, Ziele für Fahrgäste nüchtern und sachlich zu verfolgen, die Beteiligung von Fahrgastbeiräten stärker in Gesetzen und kommunalen Satzungen zu verankern, Themen weiter beharrlich an die ÖPNV-Zuständigen heranzutragen und im Gespräch mit Entscheidungsträgern zu bleiben. Gottstein skizzierte einen sehr praktisch agierenden Fahrgastbeirat, der vielfach konkrete Verbesserungen wie einen intensiveren Winterdienst an Haltestellen oder den Halt auf Zuruf nach 21 Uhr durchsetzen konnte. Mit einer persönlichen Fahrplanaktion für die Kreisrätinnen und Kreisräte wurde den politisch Entscheidenden die zum Teil mangelhafte Verbindungsqualität des Busverkehrs im Ostalbkreis verdeutlicht.

Harald Voß, Kundenbeirat der S-Bahn Berlin und Moderator der Konferenz, erklärte den Teilnehmenden die Schwerpunkte des neuen Mobilitätsgesetzes im Land Berlin. Das Gesetz ist bundesweit einmalig und formuliert einen Zielhorizont, in dem zum Beispiel ein klarer Fokus auf die Stärkung der Verkehrsmittel des Umweltverbundes gelegt wird. In allen Teilen Berlins soll ein gleichwertiges ÖPNV-Angebot bestehen. Das Gesetz, so Voß, stelle einen umfangreichen und anspruchsvollen Paradigmenwechsel in der Berliner Verkehrs- und Umweltpolitik dar. Kritisch bewertet Voß, dass das Gesetz zwar das Verwaltungshandeln bindet, aber nicht einklagbar ist. „Ein gutes Gesetz, aber es muss noch viel konsequenter umgesetzt werden“, meint Harald Voß.

Zum Abschluss gab Matthias Lieb, Landesfahrgastbeirat Baden-Württemberg einen Ausblick auf die Herbsttagung, die vom 8. bis 9. Oktober bei der Landesnahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg in Stuttgart stattfinden soll – dann, so hoffen alle Beteiligten – wieder vor Ort und mit gewohnt anregendem Informationsaustausch untereinander. Höhepunkt wird ein Statement des baden-württembergischen Verkehrsministers Winfried Hermann sein.

Ziel des bundesweiten Netzwerks der Fahrgastbeiräte, das im Jahr 2015 in Frankfurt am Main gegründet wurde, ist das Lernen voneinander und das Profitieren von den Erfahrungen der Kolleginnen und Kollegen. Weitere Informationen über das Netzwerk bietet dessen Internetportal: www.fahrgastbeiräte.de.

Pressekontakt

Kontakt über die Geschäftsstelle Fahrgastbeirat bei traffiQ:

Klaus Linek
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Mehr über das bundesweite Netzwerk der Fahrgastbeiräte:
www.fahrgastbeiräte.de